Instrumentenglossar

Orgel

Die Orgel (auch Pfeifenorgel - in Abgrenzung zur elektronischen Orgel) ist ein Tastenisntrument, welches zu den Aerophonen, also den Blasinstrumenten, gehört. Seine Tonerzeugung beruht auf einer (von Orgel zu Orgel mitunter stark variierender) Vielzahl von unterschiedlichsten Pfeifen, welche über einen elektrisch oder mechanisch erzeugten Luftstrom und ein komplexes Ventilsystem zum Klingen gebracht werden. Dabei wird der Luftstrom je nach Art der Pfeife entweder an einem Labium geteilt (Labialpfeifen) und beginnt selbst zu vibrieren oder er versetzt eine Stimmzunge oder ein Rohrblatt in Schwingung (Lingualpfeifen).
Der Großteil einer Orgel besteht aus Labialpfeifen, was neben klanglichen nicht zuletzt historische Gründe hat. Welche Pfeifen ertönen, wird über eine Klaviatur (Manual), Pedale und verschiedene Regler gesteuert.
Orgeln gibt es in unterschielichsten Größen. Meist ist von solchen die Rede, welche auf Grund ihrer enormen Größe nur in Kirchen und Konzerthäusern stehen. Es gibt jedoch auch erheblich kleinere Varianten, wie die Hausorgel, das pedallose Positiv, die tragbare Orgel (Portativ), welche ausschließlich über eine Klaviatur verfügt, und eine rudimentäre Version in Form des sogenannten Regals.

Selbst bei den den kleinen, im Mittelalter entwickelten Portativen erfolgt die Lufterzeugung meist über einen Blasebalg. Eine Schwierigkeit, die es dabei zubewältigen gilt, ist den Luftstrom konstant zu halten, da die Orgel sonst die Atempausen des Blasebalgs mitmachen muss.
Bei den ältesten bekannten Orgeln aus dem antiken Griechenland und Rom (ab dem dritten Jahrhundert vor Christus) wurde dieses Problem durch Wasser gelöst (Wasserorgel). Die Luft wird in einen Wasserbehälter gepumpt, aus welchem das Wasser dadurch teilweise verdrängt wird. Durch kontinuierliches wieder Zurückdrängen des Wassers, durch welches die Luft durch die Pfeifen gepresst wird, bleibt der Luftstrom konstant, auch wenn nicht konstant gepumpt wird.
Bis ins Hochmittelalter bildeten die Pfeifen der Orgeln sogenannte Blockwerke, bei denen stets alle Pfeifen mit demselben Ton erklangen, wenn die entsprechende Taste betätigt wurde, bzw. - wie in dieser Zeit üblich - der entsprechende Regler der Schleuse (Schleife) herausgezogen wurde. Neben der Wasserorgel kamen bei den im Laufe der Zeit immer größer und umfangreicher werdenden Instrumenten bald vermehrt solche in Gebrauch, bei denen mehrer Blasebalge zugleich eingesetzt werden. Bei solchen muss immer mindestens einer aufgezogen sein, um einen konstanten Luftstrom zu gewährleisten. Anfänglich wurden Keilbälge per Hand aufgezogen und durch Gewichte herabgedrückt. Im Barock kamen Blasebälge in Gebrauch, die über Riemen und Fußpedale betrieben wurden. (Daher der Spruch: Schmeiß den Riemen auf die Orgel!)
In der Renaissance wurden Pfeifen bestimmter Klangfarbe zu Registern zusammengefügt, die anwählbar und stummschaltbar waren, sodass der Organist mehr Ausdrucksmöglichkeiten bekam. Mit verschiedenen Pfeifentypen der Register wird versucht, den Klang von zeitgenössischen Orchesterinstrumenten nachzuahmen. Die ersten Pedale und richtigen Manuale in Form von Klaviaturen tauchten auf. Mit zunehmendem Umfang erweiterten sich die Zahl der Pedale (Pedalwerk) und bald auch der Manuale am Spieltisch.
Im Barock schließlich wurden Orgeln so umfangreich, dass ihre Register wiederum in Werke eingeteit werden, die für bestimmte Klangruppen zuständig sind.
In der Romantik wurden schließlich Spielhilfen entwickelt, welche einen fließenderen Wechsel von Werken und Registern während des Spiels ermöglichten.
Mit Erfindung der Elektrizität wurde es möglich, die Bälge gleichmäßig durch Ventilatoren aufblasen zu lassen, was nicht nur Raum, sondern auch den Bälgetreter (Kalkant) sparte.

Der Aufbau einer vollentwickelten Orgel besteht aus dem Windwerk, in welchem der Luftstrom (Wind) erzeugt wird, welches durch verschiedene Systeme von Blasebälgen und Ventilatoren geschehen kann; der Windlade, der Windkammer in welcher der Luftstrom reguliert und an die gewünschten Register verteilt wird; den Pfeifenwerken, welche an die Windlade angeschlossen sind; sowie dem Spieltisch, von dem aus die Pfeifen bedient werden.
Die meisten Windwerke verfügen über einen Magazinbalg, in welchen die Luft gepresst und dann gleichmäßig abgelassen wird, auch jene, welche mit einem Ventilator betrieben werden.
Die meisten Bauteile einer Orgel werden aus verschiedenen Hölzern gefertigt, was auch für die Klaviaturen (welche in edleren/hitorischen Modellen auch aus Bein oder gar Elfenbein sein können), einige Pfeifen und sogar Teile der Mechanik gilt. Die Bälge bestehen meist auch aus Holz und Leder. Für die meisten Pfeifen werden Legierungen aus Zinn und Blei oder Zink, selten Kupfer verwendet.

Unterricht für große Orgeln, welche nun einmal nicht in jedes Haus passen, lief in der Vergangenheit meist über Kirchen, welche als Gegenleistung meist die Arbeit im eigenen Hause verlangten. Hausorgeln, Positive und Portative, sowie Klaviere bieten nur sehr begrenzte Übungsmöglichkeiten, dass sie viele Funktionen einer vollausgestatteten Orgel entbehren. Zum Glück gibt es jedoch den technischen Fortschritt, durch welchen es Spieltische gibt, die an digitale Orgeln angeschlossen sind. So lässt sich das Orgelspiel auch in kleineren Räumen üben.

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