Die Rauschpfeife ist ein Doppelrohrblattinstrument, das technisch mit der Oboe verwandt ist. Rauschpfeifen sind konisch gebohrte Holzblasinstrumente, die sich von der Renaissanceschalmei nur durch das Vorhandensein einer Windkapsel und einen steileren Konus unterscheiden. Entsprechend wird das Rohrblatt, anders als bei der Schalmei, nicht direkt in den Mund genommen und die Lippenspannung hat keinen Einfluss auf die Tonbildung.
Die Rauschpfeife hatte ihre Blüte im 16. Und 17. Jahrhundert. Die Instrumente wurden in verschiedenen Stimmlagen (Sopranino, Sopran, Alt, Tenor und Bass) gebaut. Ein vollständiger Satz von Originalinstrumenten aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts ist Teil der sogenannten Naumburger Blasinstrumente Sammlung, die im Berliner Musikinstrumentenmuseum zu bewundern ist. Diese erhaltenen Instrumente prägen bis heute das Erscheinungsbild der Rauschpfeife, da die Firma Heinrich Moeck in Celle zwei Instrumente in Sopranino und Sopranlage herstellte, die optisch an die Naumburger Pfeifen angelehnt waren. Da Moeck über lange Zeit der einzige Hersteller in Deutschland war, der Rauschpfeifen in größerer Stückzahl fertigte, ist das Erscheinungsbild der Rauschpfeife in den 70er Jahren durch den Hersteller geprägt.
Interessant ist, dass die Rauschpfeifen in Berlin nahezu doppelt so groß sind, wie sie technisch sein müßten. Die Grifflöcher der Instrumente bedecken nur knapp die Hälfte des Korpus. Dieser Umstand hat dazu geführt, dass die Instrumente von Moeck auf der Rückseite eine Vielzahl von Löchern haben, die einzig dazu dienen dass die Luftsäule im Inneren des Instrumentes verkürzt und stabilisiert wird.
Moeck hat mittlerweile die Herstellung der historischen Blasinstrumente eingestellt. Das Gesicht der Rauschpfeife hat sich dadurch erneut gewandelt. Die meisten heute in Deutschland gespielten Rauschpfeifen sind technisch an die Spielpfeifen von Marktsackpfeifen angelehnt und haben einen Tonumfang von einer None. Die Instrumente sind in großer Mehrzahl in offener, deutscher Blockflötengriffweise gebaut. Auch optisch orientieren sich die Bauer häufig an den Spielpfeifen der Marktsackszene. Dadurch haben viele neugebaute Rauschpfeifen deutlich größere Schallbecher als ihre historischen Vorfahren. Ferner sind sie bei gleicher Stimmlage, knapp halb so lang wie die erhaltenen Instrumente der Naumburger Sammlung. Ein weiterer technischer Aspekt ist, dass bei modernen Instrumenten überwiegend Standardrohrblätter verschiedener Dudelsäcke verwendet werden. Die Alto-Instrumente in G/a werden in vielen Fällen mit schottischen Rohrblättern betrieben. Die an die französischen Dudelsäcke angelehnten Instrumente in F/g häufig mit Kunstoffreeds für die Conemuse du Centre und die Sopran-Rauschpfeifen in C/d häufig mit Rohrblättern die denen der spanischen Gaita ähneln.