Die Erhu (chinesisch 二胡 èrhú) ist ein zweisaitiges chinesisches Streichinstrument ohne Bünde und ohne Griffbrett. Es zählt zu den Röhrenspießgeigen. Hu ist die Kurzform für huqin, was der Name der Familie gewisser chinesischer Streichinstrumente ist. Während der Song-Dynastie wurde dieses Instrument zunächst in Südchina populär, deshalb wird die Erhu auch Nanhu (chin. 南胡 nánhú, 南 nán ‚Süden‘) genannt. Bereits während der Tang-Dynastie kamen Vorläufer der Erhu nach China, die ihrerseits ihren Ursprung in Persien hatten.
Aufbau und Verbreitung
Traditionell war die Erhu mit Saiten aus Seide bespannt; heutzutage werden Metallsaiten verwendet. Die beiden Saiten sind in der Regel in einer Quinte gestimmt, in d′—a′, was den zwei mittleren Saiten der europäischen Geige entspricht. Sie führen von den Wirbeln durch eine um den Hals gewickelte Schnur zu einem kleinen Schallkörper aus Rosenholz. (Es werden verschiedene Hölzer verwendet, meist Rothölzer.) Der Schallkörper ist mit einer Membran aus Schlangenhaut bespannt, die von den Saiten – ähnlich wie bei einem Banjo – in Schwingungen versetzt wird. Den Hals der Erhu bildet ein Stab, der bei einfacheren Varianten aus Bambus, bei besseren Instrumenten ebenfalls aus Rotholz besteht.
Die Bogenhaare (aus Rosshaar) des Bambusbogens sind zwischen den Saiten eingespannt. Gespielt wird die Erhu im Sitzen, das Instrument auf die Knie gestützt, indem die Bogenhaare zwischen den Saiten durchgezogen werden. Um die A-Saite zu streichen, muss der Bogen hochgedrückt werden, entsprechend niedergedrückt für die D-Saite. Die Finger der Linken berühren beide Saiten, drücken sie allerdings nicht bis zum Hals nieder, da kein Griffbrett vorhanden ist. Durch verschieden starkes Niederdrücken der Saite können verschiedene Glissando- und Vibratoeffekte entstehen. Durch leichtes Aufsetzen der Finger können Flageoletttöne produziert werden.
Im 19. Jahrhundert avancierte die Erhu in China zum Hauptinstrument der Nationaloper sowie zum Soloinstrument in der U-Musik. In der heutigen chinesischen Musik zählt die Erhu immer noch zu den populärsten Instrumenten.
Eine ähnliche Fiedel mit nur einer Saite existiert in Malawi. Dieses für Afrika ungewöhnliche Instrument heißt bei den dortigen Chewa kaligo. Die ugandische Röhrenspießgeige endingidi geht vermutlich auf chinesische Vorbilder zurück, die mit arabischen Zwischenhändlern im 19. Jahrhundert ins Landesinnere von Ostafrika gelangten.
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Auf dem Video begleitet der chinesische Starpianist Lang Lang seinen Vater, der Erhu spielt: