Das Bariton oder Baritonhorn (frz. basse à pistons; engl. s.u.) ist ein Blechblasinstrument aus der Familie der Bügelhörner (auch Saxhörner genannt). Es hat 4 oder 3 Ventile und ist dem Tenorhorn sehr ähnlich. Grundstimmung des Baritons ist ebenfalls Kontra-B oder auch Kontra-C, es hat jedoch eine weitere Mensur (d.h. einen stärkeren Konus) als das Tenorhorn.
Bauform
Geblasen wird das Baritonhorn mit dem Kesselmundstück. In Mittel- und Osteuropa wird das Bariton zumeist in der ovalen (böhmischen) Form verwendet. In den letzten Jahren hat sich zunehmend auch die gerade Bauform, das Euphonium, sowie eine gerade (deutsche) Form mit dem Schalltrichter nach vorne, das Bellfront (des Öfteren auch als Oberkrainerbariton bezeichnet) etabliert, das aus dem westeuropäischen Raum (Frankreich, Benelux-Staaten, Iberische Halbinsel und vor allem Großbritannien) stammt. Gemeinsam ist beiden Hörnern eine Grundrohrlänge von 2,62 m.
Achtung mit dem Englischen!
Im anglophonen Sprachraum versteht man unter einem baritone horn (oder kurz baritone)
ein tiefes Mitglied der Bügelhorn-/Saxhornfamilie, das ebenfalls in B
gestimmt ist und damit dem deutschen Tenorhorn entspricht. Analog dazu
lässt sich die englische Bezeichnung euphonium mit dem deutschsprachigen Baritonhorn vergleichen.
Unterschied zum Tenorhorn
Wie bereits erwähnt, hat das Baritonhorn gegenüber dem Tenorhorn eine weitere Mensur bzw. einen stärkeren Konus. Der Mensurunterschied zwischen den beiden Hörnern ist in etwa vergleichbar mit demjenigen zwischen Kornett und Flügelhorn, wenn auch nicht ganz so ausgeprägt.
Aufgrund der weiteren Mensur kann der Grundton des Baritons leichter als Pedalton (Orgelpunkt) gespielt werden als auf dem Tenorhorn. Weiterhin klingt das Bariton
etwas weicher und in den tiefen Lagen voller als das Tenorhorn.
Heutzutage werden Tenorhornstimmen meistens, wegen des weicheren
Klanges, mit einem Bariton gespielt. Außerdem führt die weite Mensur
dazu, dass die Intonation auf dem Bariton variabler ist als die des Tenorhorns. Daher können vor
allem in den tiefen Lagen schlecht stimmende Töne vom Baritonspieler
noch leichter mit dem Ansatz korrigiert werden.
Anzahl Ventile
Ein Unterschied zum Tenororn (drei Ventile, oder auch vier) liegt auch darin, dass das Bariton meist mit vier
(manchmal auch 5) Ventilen ausgestattet ist. Das vierte Ventil ist ein Quartventil,
welches nicht nur zu einer besseren Stimmung bestimmter Töne (c und F
mit 4 statt 1+3, H und E mit 2+4 statt 1+2+3) beiträgt, sondern dem
Instrument eine um die Quarte erweiterte Tonskala in der Tiefe verleiht
(tiefster Ton außer Pedalton Kontra-B ist Kontra-H ).
Notation
Die Tenorhornstimme wird im Violinschlüssel notiert, während die Stimmen für das Bariton oft auch im Bassschlüssel geschrieben werden. Stimmen im Violinschlüssel für das Bariton werden oftmals aber ebenfalls verwendet, insbesondere in Südwestdeutschland und in der Schweiz. Dies hat traditionelle Gründe, in der Praxis sind Baritonspieler oft Blechbläser, die auf den hohen Instrumenten Trompete, Flügelhorn oder Es-Horn begonnen haben und deshalb die B-Stimmen mit Violinschlüssel gewohnt sind. Gelernte Baritonspieler beginnen heute zunehmend mit klingender Notation (C-Stimme) und Bassschlüssel.
Im Posaunenchor wird meist das Baritonhorn im Bass und das Tenorhorn im Tenor eingesetzt. Hier werden beide Stimmen in der Regel im Bassschlüssel notiert.
Verwendung des Baritonhorns
Während das Baritonhorn früher getrennt vom zumeist dreistimmigen Tenorhornsatz notiert und verwendet wurde, hat sich diese Unterscheidung ungefähr seit Beginn der 1990er Jahre überlebt. Bei der Besetzung der Blasorchester wurde zunehmend auf das 2./3. Tenorhorn verzichtet und somit nur noch die Bariton- und 1. Tenorhorn-Stimme besetzt. Die Besetzung in der westeuropäischen/amerikanischen Literatur sieht bei den modernen Stücken sehr oft nur eine Stimme für Tenorhorn und Baritonhorn vor, dann aber im Violin- und Bassschlüssel notiert.
Bei Neuanschaffungen geht der Trend vom Tenorhorn zum Baritonhorn. Die Anforderungen an den Baritonspieler werden durch diese Praxis erhöht, da er nunmehr nicht nur für die Bariton- sondern auch für die Tenorlage im Blechregister zuständig ist. Konkret stoßen Baritonstimmen mittlerweile bis zum klingenden b' und höher vor, z. B. im Stück MacArthur Park von Philip Sparke. Die bereits erläuterten Unterschiede zwischen Tenor- und Baritonhorn werden so nicht mehr für ein erweitertes Klangbild genutzt. Andererseits sind die beiden Hornvarianten in den höheren Lagen (ungefähr vom b aufwärts) aufgrund ihres beinahe identischen Klangspektrums in diesen Lagen ohnehin kaum voneinander zu unterscheiden, da die Formanten dort keinen Einfluss mehr haben.
Neuere Kompositionen besetzen die Tenorlage zunehmend mit dem Waldhorn, beispielsweise in Arrangements von Filmmusik, was die Einsatzmöglichkeiten des Tenorhorns bei moderner Blasmusik weiter einschränkt. Die Beliebtheit von Tenor- und Baritonhorn in der traditionellen Blasmusik (insbes. Marsch- und Polkaliteratur) ist indes ungebrochen, z. B. beim Stück Böhmischer Traum von Norbert Gälle. Die Stimmführung des Baritonhorns unterscheidet sich deutlich von derjenigen des Tenorhorns, so wie sich die Baritonstimme und -lage generell deutlich von der Tenorstimme unterscheidet (Beispiel: Florentiner Marsch von Julius Fučík). Das Baritonhorn erfüllt im Blasorchester oft die gleiche Funktion wie das Fagott, wobei zweiteres nur bei symphonischen Blasorchestern besetzt ist.
Zum englischen baritone
Das englische baritone horn, das dem deutschen Tenorhorn entspricht (s.o.), besitzt in der Regel drei oder vier Périnetventile ohne Kompensationssystem. In Großbritannien ist es praktisch ausschließlich in Brass Bands anzutreffen. In den USA wird es auch häufig in High-School- und College-Kapellen gespielt, da viele Schulen noch ältere Leihinstrumente im Fundus haben. Diese werden bei Neuanschaffungen aber vermehrt durch einfache Euphonien ersetzt.
Das heute noch gelegentlich anzutreffende Missverständnis, dass es sich bei dreiventiligen Instrumenten grundsätzlich um Baritone und bei vierventiligen um Euphonien handele, geht darauf zurück, dass manche amerikanischen Hersteller früher ihre Topmodelle unverständlicherweise als "Euphonien" und ihre Einsteigermodelle als "Baritone" vermarkteten. In der Praxis sorgt die unterschiedliche Interpretation des Begriffs Bariton(e) in der deutschen bzw. englischen Sprache in deutschsprachigen Musikerkreisen für gelegentliche Irritationen, da die Bezeichnungen bei vielen Notensätzen auf die englische Sprache abgestimmt sind (betrifft sowohl Titel wie auch Instrumentenbezeichnungen, insbesondere bei den regen Verlagen aus den Benelux-Ländern).
Ein sehr ähnliches Instrument wie das englische Bariton ist auch in Frankreich als baritone oder barytone gebräuchlich, dort jedoch eher mit drei Ventilen und Kompensationssystem.
Unterricht
Willst du Baritonhorn lernen, schau dich mal auf dieser Website nach Einzelunterricht für Baritonhorn (Baritonhornunterricht).