Instrumentenglossar

Barockgitarre

Die Barockgitarre ist eine historische Form unserer heutigen Gitarre. Ihre Entwicklung im Laufe der Entwicklungsgeschichte der Gitarre sei hier kurz skizziert.

Entwicklungen im Mittelalter

Durch den Einfluss des Christentums änderten sich auch die Anforderungen an die Instrumente. Besonders die Entstehung der Mehrstimmigkeit forderte eine Weiterentwicklung der Bauform. Der Resonanzkörper wurde nun vorwiegend aus Brettchen zusammengeleimt und die Seitenteile nach außen gebogen, um dem Druck, der durch den angesetzten Hals ausgeübt wurde, standhalten zu können. Außerdem hatten die Instrumente keinen bauchigen Körper mehr, sondern einen zunehmend flachen, wie wir es von den heutigen Gitarren her kennen.

Zwar waren diese Instrumente auch im übrigen Europa bekannt, doch wurden sie hauptsächlich in Spanien verwendet. Seit dem Jahr 711 herrschten dort die Mauren, welche aus ihrer Heimat ein bereits voll ausgereiftes Instrument, die arabische Laute (arab.: al-oud ‚Holz’), mitbrachten, welche ohne Bünde gespielt wird. Aus dem Oud entwickelte sich in ähnlicher Bauweise die Renaissancelaute mit Bünden. (Kordeln aus Darm oder ähnlich festem Material wurden im richtigen Abstand um den Hals „gebunden“). Die Spanier entwickelten aus ihr die Vihuela, welche die gleiche Besaitung, aber einen flachen Körper hat. Diese wurde bis zur heutigen Gitarre weiterentwickelt.

Renaissance, Barock und Frühklassik

Die Musik des 17. Jahrhunderts ist zum großen Teil in Form von Tabulaturen überliefert. Als jedoch in der Barockzeit die Gitarrenmusik akkordbetonter wurde, schaffte nur die Guitarra die nötigen baulichen Anpassungen; die Vihuela starb aus. Auch diese Entwicklung vollzog sich auf spanischem Boden, mit geprägt durch Gaspar Sanz und seine Gitarrenschule (Instrucción de música sobre la guitarra española), und so wurde die Gitarre mit der Zeit als Guitarra española – nun fünfchörig – bezeichnet.

Mit dem Fortschreiten des Barock tendierte die Spielweise wieder vom rasgueado, dem Schlagen von Akkorden, zum kontrapunktischem Spiel, dem punteado, bis ein endgültiger Bruch schließlich in die Frühklassik mündete. Während dieser Zeit änderte sich die Besaitung der Gitarre ständig, da nun die Melodie, als tragendes Element, in den Vordergrund trat und viel experimentiert wurde, um neue Erfahrungen zu gewinnen.

Besaitung und Stimmungen

Bis zur Mitte des 15. Jh. hatte die Gitarre 4 Saiten und 4 Bünde,

dann 4 doppelgespannte (chörige) Saiten der Stimmung 
c+c′ — f+f — a+a — d′+d′   (Quarte, große Terz, Quarte)

bzw. gegenüber dieser Stimmung einen Ganzton höher 
d+d′ — g+g — h+h — e′+e′ (Quarte, große Terz, Quarte).

Auch war als höhere Stimmung gebräuchlich 
f+f′ — b+b — d′+d′ — g′+g (Quarte, große Terz, Quarte).

[Alonso Mudarra (ca. 1510–1580) verwendete für die vierchörige Guitarra auch noch neben der Quart-gr.Terz-Quart-Stimmung die alte Bordunstimmung Quinte-gr.Terz-Quarte.]

Um 1500 trat ein 5. Chor (gegenüber der bereits 5–7-saiten Vihuela) hinzu.

L. Ruiz de Ribayaz (17. Jh.) setzte sich für die Stimmung A—d—g—h—e′ (teils im Einklang, Oktave chörig) ein, die Nachbarschaft zur Laute verrät.

Im 18. Jahrhundert kam schließlich der einfache Bezug der Saiten in Gebrauch und eine sechste Saite dazu, im Unterschied zur Laute, die nach 1600 die Saitenzahl erheblich gesteigert hat.

Kurz vor 1800 fand eine Art Ringtausch zwischen Mandora und Gitarre statt. Die Gitarre, die als Barockgitarre rückläufig gestimmt worden war (reentrant tuning: e' – h – g – d' – a), übernahm die sechste Saite und die Stimmung der Mandora (e' – h – g – d – A – G, später auch e' – h – g – d – A – E). Die Mandora dagegen übernahm von der Gitarre die inzwischen eingeführte Besaitung mit einzelnen Saiten statt Chören. Ein später Erbe dieser Entwicklung auf Seiten der Mandora war die so genannte Gitarrenlaute.

Heute ist für moderne Gitarren die Stimmung E—A—d—g—h—e′ üblich.

Unterricht

Auf dieser Website kannst du gezielt nach Unterricht auf der Barockgitarre suchen. Finde eine Lehrerin/einen Lehrer, der sich mit historischen Formen der Gitarre auskennt! Schau auch bei den Workshops/Meisterkursen nach Fortbildungen im Spiel der Barockgitarre!



Und noch ein Klangbeispiel: