Instrumentenglossar

Einhandflöte

Die Einhandflöte ist eine Längsflöte, die von den Fingern nur einer Hand gespielt wird. Die Finger der anderen Hand sind damit frei zum Spielen eines Rhythmusinstruments, im Normalfall einer Trommel, in den Pyrenäen oft auch eines tambourin à cordes.

Die Einhandflöte wird entweder nur mit Daumen, Zeige- und Mittelfinger gespielt, und nutzt dann nur die Obertöne ab der Oktave aufwärts. Die drei Fingerlöcher dienen wie die Ventile der Trompete dazu, die Lücken zwischen den Naturtönen auszufüllen.

Die zweite Spielart ist mit allen fünf Fingern der Hand. Dabei liegen die Grifflöcher für den Daumen und den kleinen Finger hinten (basal), die anderen vorne (distal) auf der Flöte. Diese Art Flöte nutzt die Grund- und zweite Oktave und ist nur in Katalonien verbreitet (Flabiol). Alle anderen westeuropäischen Verbreitungsgebiete - Südspanien (Gaita), Aragón (Chiflo, Gaita), Baskenland (Txistu, Xirula/Chirula), Südfrankreich (Galoubet), England (tabor pipe) - haben die Drei-Finger-Variante.

Einhandflöten sind von Darstellungen her seit dem Mittelalter bekannt. Bereits im 15. und 16. Jahrhundert wurden sie in verschiedenen Größen gebaut, zunächst in Diskant- und Tenor-, dann auch in Basslage mit S-förmigem Anblasrohr. Erst später gab es auch kleinere, über dem Diskant liegende Instrumente.

Das katalanische Flabiol (in der gesprochenen Sprache auch fluviol) stammt wahrscheinlich vom französischen Flageolett ab. In alten Zeiten verwendeten Hirten und umherziehende Spiel- und Fahrensleute Flabiols, die aus Rohr oder Buchsbaum gefertigt waren. Heutige Flöten werden aus Ebenholz gefertigt.
Das Flabiol hat eine Länge von 22 – 25 cm. Das ursprüngliche Flabiol wies am basalen Teil zwei Daumenlöcher und vier Fingerlöcher am distalen auf. Ende des 19. Jahrhunderts wurde die Anzahl der Löcher auf drei basal und 5 distal erhöht. Zusätzlich wurde die Flöte mit einer Klappenmechanik ausgestattet.
Das Flabiol ist in F-Dur gestimmt. Es klingt 11 Töne höher, als es in der Notation erscheint. Sein Tonumfang umfasst zwei Oktaven vom E3 (kleines e) bis zum E5 (zweigestrichenes e′′). Der Ton wird durch das Öffnen und Schließen der Klappen erzeugt. Chromatische Halbtöne werden durch partielles Schließen der Löcher erreicht.
In der Besetzung der Cobla, dem Sardanaorchester, ist das Flabiol einfach vertreten. Der Spieler spielt das Flabiol mit der linken und gleichzeitig ein Rhythmusinstrument, das Tamborí (auch Tambal genannt), mit der rechten Hand. Diese Spielmannspraxis war noch im 13. Jahrhundert europaweit verbreitet. Heute findet sich diese Spielart nur noch in dem Rückzugsgebiet am Fuße der Pyrenäen in Katalonien und im Baskenland. Das Flabiol wird immer für die Einleitung und den Kontrapunkt (eine Zwischeneinleitung) der Sardana verwendet. Wenn auch das Flabiol in der Cobla keine führende Rolle einnimmt, so haben doch manche Sardana-Komponisten in ihren Werken kleine Flabiol-Stücke oder Solopassagen vorgesehen.