Die böhmische Harfe und die keltische Harfe sind im deutschsprachigen Raum die beiden gebräuchlichsten Formen der Hakenharfe (d.h. sie haben Halbtonklappen, keine Pedale, um die Schwingung einer Saite um einen Halbton zu verändern).
Die böhmische Harfe, eine mitteleuropäische Variante des „kontinentalen“ Harfentyps mit gerader Stange und eingezapftem Hals, wurde bekannt als das Instrument böhmischer Wandermusikanten, die im 19. Jahrhundert durch Europa und Asien zogen, zum Teil in organisierten Musikantenkapellen. Dementsprechend war sie sehr leicht gebaut, um als „Wanderinstrument“ über weite Strecken getragen werden zu können – verglichen mit dem eher schweren, robusten Bau anderer europäischer Harfen, die vielmehr als stationäres „Hofinstrument“ Verwendung fanden.
Die böhmische Harfe war Zeit ihrer Geschichte ein „einfaches“ Instrument, das von Schreinern gebaut wurde. Als Baumaterial ist für Hals und Stange meistens Fichte, für die Decke ausschließlich Fichte zur Anwendung gekommen. Bei den älteren Exemplaren ist die Resonanzdecke längs gemasert, bei späteren Modellen ist sie in Fischgrät oder schräg gemasert (ein äußerst seltenes Konstruktionsmerkmal). Es sind auch vereinzelt Exemplare mit quer gemaserten Decken erhalten. Das Saitenmaterial bestand aus Naturdarm. Moderne Nachbauten verwenden Nylon oder Saiten aus Polyvinylidenfluorid (sog. „Carbonsaiten“).
Einige der erhaltenen historischen Museumsexemplare aus dem 19. Jahrhundert haben an einigen Saiten Metallhaken. Diese hatten die Funktion, durch Druck auf die Saite deren Frequenz um einen Halbton zu erhöhen. Dies war der Vorläufer der späteren Halbtonmechanik, wie sie heute in den unterschiedlichsten Arten auf modernen Harfen zu finden ist.
In Böhmen selbst ist die böhmische Harfe im Verlauf des zwanzigsten Jahrhunderts ausgestorben. In zahlreichen böhmischen Museen können aber noch historische Exemplare besichtigt werden: Musikmuseum in Prag; Kreismuseum in Sokolov; Museum stredniho Pootavi in Strakonice; Heimatkundliches Museum in Boží Dar (Gottesgab); Böhmerwaldmuseum in Kašperské Hory (Bergreichenstein).
Seit etwa 2002 werden von vereinzelten Instrumentenbauern in Prag, Pilsen und Příbram diese Harfen anhand von Museumsexemplaren oder Exemplaren aus Privatsammlungen wieder rekonstruiert.
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