Instrumentenglossar

Flageolett

Das Flageolett (engl., frz., span. flageolet; it. flagioletto) ist ein frühes Holzblasinstrument aus der Gruppe der Schnabelflöten und nah verwandt mit der Blockflöte. Es entstand möglicherweise aus der Hirtenflöte Nordspaniens.

Der Begriff Flageolett wurde bereits seit dem 13. Jahrhundert als allgemeine Bezeichnung für Flöten verwendet. Im 16. Jahrhundert bezog er sich aber zunehmend auf eine spezifische, in Paris übliche Bauform: das so genannte französische Flageolett. Dieses hatte vier Grifflöcher auf der Vorder- und zwei auf der Rückseite. In der Mitte des 18. Jahrhunderts ging man dazu über, das schnabelartige Mundstück durch eine Art Windkapsel zu ersetzen, nämlich durch einen etwas längeren runden Schaft aus Knochen oder Elfenbein. Diese Röhre ging in eine Verdickung über, in der sich ein Schwamm für die Aufnahme von Kondenswasser befand. Bis ins 19. Jahrhundert war dieses Instrument als französisches Flageolett bekannt.

Im späten 18. Jahrhundert entwickelte sich dann das Englische Flageolett mit sechs Grifflöchern auf der Vorderseite und einem Daumenloch bzw. ohne Daumenlöcher auf der Rückseite. Mit der etwas späteren Fertigung dieser Flötenform (ohne Daumenloch) aus Blech entstand schließlich die heutige Tin Whistle. Das englische Flageolett existierte entweder mit Klappen für alle Grifflöcher oder ohne jegliche Klappen.
Ein englischer Instrumentenbauer namens William Bainbridge ließ sich 1810 ein Doppelflageolett patentieren. Es bestand aus zwei miteinander verbundenen Englischen Flageoletts und erzeugte einen durch Schwebungen besonders dichten Klang. Es gab neben den Doppel- auch Tripelflageoletts, mit gewöhnlichem Schnabel gebaut.

Als zum Tanz geeignetes Begleitinstrument (Quadrille) war das Flageolett besonders in England und Frankreich und bis ins 19. Jahrhundert beliebt.

In der Kunstmusik spielte das Flageolett nie eine besonders große Rolle. Bis zur Einführung der Piccoloflöte wurde das Flageolett für die Aufführung der Partien eingesetzt, die in der Partitur mit Flaution, Piffero, Flauto piccolo o.ä. bezeichnet wurden, so etwas in Händels Rinaldo, Glucks Les pèlerins de Mecque und in Mozarts Entführung.

In Österreich ist das Flageolett als „Brucker Almpfeiferl” ein Volksmusikinstrument gewesen.

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