Gaida, auch Gajda (bulgarisch Гайда, griechisch Γκάϊντα, türkisch gayda) bezeichnet eine Sackpfeife, die in der Region Thrakien verbreitet ist. Hierzu gehört Nordgriechenland, Bulgarien und der europäische Teil der Türkei. Es werden zwei Modelle unterschieden: kaba gaida (bulg. Каба Гайда, griech. Καμπά Γκάϊντα) bezeichnet eine tief klingende Sackpfeife, die kleinere dzura gaida mit höherem Ton wird in Nordbulgarien und der Dobrudscha gespielt.
Aufbau
Die Gaida besteht aus einem Windsack (oft aus Ziegenhaut) und hölzernen Teilen. Dazu zählen ein Anblasrohr (bulg. lapalo oder duchalo), die etwa 30 cm lange Spielpfeife (kawal oder gajduniza) mit 8 Löchern und eine bis zu 60 cm lange Bordunpfeife des Basstons (ruchilo oder buchali).
Die Spielpfeife hat acht Grifflöcher, sieben auf der Vorder- und eins für den Daumen auf der Rückseite. Das oberste der sieben Löcher ist leicht mit einer Vogelfeder verstopft. Von der Spielpfeife hängt zum großen Teil die Klangfarbe der Gaida ab, aber auch ihre Stimmung und Tonreinheit. Ein weiterer wichtiger Teil ist das ruchilo, die Bordunpfeife. Sie besteht aus drei aufeinandergesteckten Röhren und ist bei großen Dudelsäcken 80 bis 90 cm lang.
Der Sack selbst wird aus Ziegenhaut verfertigt. Das Fell ist nach innen gewendet.
Verbreitung
Sackpfeifen in Mazedonien, Serbien und Kroatien werden gajde und in der Slowakei gajdy geschrieben. In der Türkei heißt die thrakische Sackpfeife gayda und wird vom tulum an der östlichen Schwarzmeerküste unterschieden. Namensverwandt mit der Gaida ist auch die spanische gaita. Vermutlich gehören zum Wortumfeld auch das im Maghreb gespielte arabische Doppelrohrblattinstrument ghaita, sowie davon abgeleitet die algaita südlich der Sahara.
Die Gaida ist das Hauptvolksinstrument in vielen Gegenden Bulgariens. In den Rhodopen ist sie besonders populär. Dort wird eine tiefe kaba gaida benutzt. Diese hat einen großen Windsack und einen lange ruchilo. Es gibt sie in verschiedenen Stimmungen – c1, h, b, seltener a. Die beliebteste ist die kaba gaida mit dem Grundton b. Diese ist häufig in Thrakien, der Dobrudscha und in anderen Gegenden Bulgariens anzutreffen.
Auf der Gaida wird gewöhnlich solo oder mit Begleitung der großen Trommel gespielt. In der Regel wird sie auf dem Dorfplatz geblasen, aber sie erklingt auch im Hause. Nur selten finden Hochzeiten und Dorffeste in Bulgarien ohne den Dudelsack statt.
Töne
Der Tonumfang der Gaida ist verhältnismäßig klein. Im tiefen Register ist sie diatonisch und im hohen gibt es auch Halbtonschritte. Geübte Dudelsackpfeifer erzeugen durch halbes Abdecken der Löcher und Überblasen auch Halbtöne. Das ruchilo spielt immer die 5. Stufe des Grundtons, jedoch zwei Oktaven tiefer – also das große G. Größtenteils enden die Melodien auf der 5. Stufe. In seltenen Fällen kann die Melodie auch auf einer anderen Stufe enden (2. oder 3.), wobei auf diese Weise ein zweites tonales Zentrum entsteht.
Die Gaidalieder zeichnen sich durch einen charakteristischen Beginn aus: Auf die Oktave folgt ein Glissando – Aufstieg bis zum höchstem Ton, der None, und darauf unerwarteter Weise ein Absinken zur Quinte. Auf der Gaida werden sowohl langsame, schleppende, verzierte wie auch Reigenmelodien in den verschiedensten Taktarten ausgeführt. Die tiefen Töne werden in den schnellen Reigenmelodien seltener verwendet. Die höchsten Töne sind außerordentlich laut und kreischend.
Besondere Bekanntheit erlangte in Bulgarien das Orchester „100 Kaba Gaidi“ in den Rhodopen mit ihren 100 gaidi.
Unterricht
Auf dieser Website kannst du nach einer Lehrerin oder einem Lehrer Ausschau hatlten, der dir im Einzelunterricht oder auf einem Workshop das Spielen auf der Gaida beibringt!