Geschichte und Bauweise
Das Gemshorn ist eine Schnabelflöte, die vom Mittelalter bis zum Beginn, des 16. Jh. Gespielt wurde und die aus einem Tierhorn gefertigt ist. Originalinstrumente sind leider nicht erhalten, wohl aber Abbildungen in den Aufzeichnungen des Musiktheoretikers Sebastian Virdung, der diese Instrumente in seinen Werk „Musica getutscht und außgezogen“ von 1511 beschreibt.
Gemshörner werden heute hauptsächlich aus Kuhhörnern gefertigt und zur Aufführung alter Musik verwendet. Ab und an findet man sie auch in der bayerischen Stubenmusi.
Die Griffweise des Gemshorns ist sehr ähnlich der Blockflötengriffweise. Anders als die Blockflöte ist das Gemshorn allerdings gedackt (am oberen Ende geschlossen) und somit technisch eine Okarina. Dadurch können auch tiefe Tonlagen bequem gespielt werden, da die Mensur, d.h. der Lochstand für die Fingerlöcher, deutlich enger ist, als bei einer Blockflöte.
Gedackte Instrumente sind nicht überblasbar. Dadurch ist das Gemshorn auf ca. eine Oktave festgelegt.
Repertoire
Es gibt eine große Menge von Musikstücken, die auf Gemshörnern aufgeführt werden können, z. B. im Liber Fridolini Sichery, also von Komponisten wie Isaak, Ockeghem, Obrecht, Agricola u.v.a. Praktisch in jedem Stück von Pierre Attaignants „Pariser Tanzbuch“ ist das Gemshorn einsetzbar, meist auch als Ensemble-Instrument.
Gebaut werden Gemshörner heute vor allem in den Größen Sopran in C mit dem Tonumfang c’-d’’, Alto in F, mit dem Tonumfang f-g’, Tenor in C mit dem Tonumfang c-d’ und Bass in F mit dem Tonumfang F-g. Hinzu kommen gelegentlich Sopranino in F, Großbass in C und Subbass in F.